Ich plane die Anschaffung eines Elektroautos im Jahr 2020, da ich eher wenig fahre und dann auch noch meist Kurzstreckenbetrieb, was einem Verbrenner nicht so gut tut. Daher scheint ein Elektroflitzer genau das Richtige für mein Fahrprofil. – Außerdem bin ich zweifellos sehr neugrierig auf „elektrisches Fahren“. – Aus rein wirtschaftlicher Sicht würde ein Elektroauto auch keinen Sinn machen, da ist zweifellos schon technische Liebhaberei die Triebfeder.
Als vorbereitende Maßnahme für die Installation einer Wallbox habe ich mir auch mal den Hausverteilerkasten im Hause meiner Eltern angesehen, die ich häufig Besuche und wo ich in Zukunft das Auto laden können müsste, um vom Besuch auf dem Lande zurück zu meinem Wohnort in der Stadt zu kommen. Das Haus meiner Eltern ist Baujahr 1984, die Elektrik ebenfalls. Ich selbst bin seit Jugendzeiten sehr interessiert an Elektrotechnik, wäre bestimmt auch ein guter Elektriker geworden. Mich hat es dann aber doch in den Bereich der Informatik verschlagen, wo ich seit 15 Jahren hauptberuflich tätig bin. Nichtsdestotrotz glaube ich sagen zu können, dass ich mir schon ein gewisses Fachwissen im Bereich der Elektrotechnik angeeignet habe, einmal da ich u.A. auch „Staatlich geprüfter Technischer Assistent für Informatik“ bin, und in meiner frühen Jugend verschiedene Ferienjobs und Praktika in Elektriker-Betrieben wahrgenommen habe. – Mein Bruder allerdings ist gelernter Elektriker (Energie-und Anlagentechnik) und stand mir bei diesem Projekt zusätzlich beratend zur Seite. – Ich möchte Allgemein darauf hinweisen, dass jegliche Arbeiten an elektrischen Anlagen potentiell lebensgefährlich und geschultem Personal vorbehalten sind.
Erstmal ein Blick in das „Grauen“ der 80er Jahre Elektroinstallation.
Positiv zu Erwähnen ist, das es bereits einen Fehlerstromschutzschalter (RCD) gibt, nicht so positiv ist, dass dieser erst ab einem Fehlerstrom von 500mA auslöst. – Heutzutage Standard ist laut meinen Wissensstand die Auslösung bei einem Fehlerstrom von 30mA. Des Weiteren sind an Sicherung/Leitungsschutzschalter Nr. 2 bereits deutliche Schmorspuren/Verbrennungen zu erkennen, hier ist wohl eine zeitweise Überlastung ursächlich.
Die Installation einer Wallbox erfordert zwingend den Einbau eines eigenen RCD / FI / Fehlerstromschutzschalters, und natürlich eigener Leitungsschutzschalter für 3x Stromkreise/Phasen. Hier sieht man schon ein großes Problem: Ich habe aktuell keinen freien Platz im Stromkasten, die 3x vorhandenen Hutschienen sind bereits nahezu randvoll. – Und der verwendete Verteilerschrank (Unterputz; 110cm hoch, 56cm breit) ist ein alter Siemens Sipro Universal, für den man seit Jahrzehnten kein Zubehör mehr bekommt. Allerdings ist die komplette rechte Seite des Verteilerschrankes noch frei/unbenutzt, also Platz wäre eigentlich da, man bekommt aber keine Einbauteile von Siemens mehr. – Was also tun ? – Ein kompletter Austausch des Schrankes wäre eine Möglichkeit, würde aber den Aufwand ins Extreme steigern: Der Energieversorger/Dritte müssten mit ins Boot geholt werden, um den Zähler neu zu verplomben und letztlich wäre das Einfamilienhaus meiner Eltern evtl. mehrere Tage komplett stromlos. – Nein, das ist keine optimale Lösung. – Nach ein bißchen Ausmessen und Webrecherche zeigte sich aber, dass in die rechte Seite des vorhandenen Siemens Sipro Schrankes eigentlich auch ein 1050mm Verteilerfeld von Hager passen müsste, sogar mit heutzutage üblichen APZ-Bereich, wo der Messstellenbetreiber in Zukunft smarte Messtechnik verplombt einbauen könnte. – Also bestellte ich ein solches Hager Verteilerfeld für ca. 100 Euro und verbaute es rechtsseitig im Siemens Zählerschrank.
Im obigen Foto sieht man rechts also das neue Hager Feld mit 5 Einbaureihen/Hutschienen und im unteren Feld (Lochblech) den heutzutage üblichen APZ-Bereich für den Netzbetreiber. Im Bild sieht man rechts außerdem schon das 5x 10mm² Kabel für die zukünftige Elektroauto-Wallbox. Mir würde zwar schon ein deutlich dünneres Kabel reichen, um „mickrige“ 11kW für das Elektroauto bereitzustellen, aber warum nicht die Anlage/das Kabel schonmal vorsorglich für 22kW mögliche Ladeleistung vorbereiten, wenn ich es eh neu legen musste. (Mein Netzbetreiber bestätigte mir übrigens vorab schon schriftlich, dass der Hausanschluss technisch in der Lage ist zusätzlich eine Wallbox zu betreiben. Wallboxen bis 12kW müssen dem Netzbetreiber übrigens gemeldet werden, größere Leistungen müssen sogar vom Netzbetreiber genehmigt werden. In meinem Fall wird mir vermutlich eine 11kW Ladeleistung stets reichen, so dass nichts genehmigt aber immerhin gemeldet werden muss.
Mein Plan: Da die bisherige Verkabelung schon aus sicherheitstechnischen Aspekten höchst bedenklich war (offenliegende Kontakte an den Leitungsschutzschalter, ein RCD der erst bei 500mA auslöst, verschmorte Kontakte an LS 2) entschied ich mich die ganze Anlage auf einen technisch aktuelleren Stand zu bringen: Austausch aller Leitungsschutzschalter, Einbau von neuen 30mA RCDs (ja, mehrere) und Einbau einer Hauptvorsicherung, um eine Überlastung des gesamten Schrankes auszuschließen. Des Weiteren wollte ich gerne die zukünftige Hausverteilung und die zukünftige Wallbox getrennt abschalten können. – Daraus wurde dann nachfolgender Aufbau.
Die Hausverteilung wurde von einem einzigen 500mA RCD auf zwei 30mA RCDs umgerüstet, um so Sicherheit und Redundanz in der Stromversorgung zu schaffen. Der Einsatz von 10mm² Hager-Phasenschienen führt zu einer sauberen Optik, die zudem deutlich belastbarer ist, als die vorherige offenliegende Drahtverkabelung aus den 80er Jahren. Der Einsatz einer benutzerbedienbaren Haupt-Vorsicherung, die es bisher gar nicht gab, erleichtert zudem zukünftige Arbeiten an der elektrischen Anlage. (Bisher gab es nur die netzbetreiberseitigen verplombten „Panzersicherungen“ im Hausanschlusskasten.) – Zudem lässt sich nun das gesamte Haus, aber auch die zukünftige Wallbox durch Hager 63A Leistungsschalter allpolig abschalten. Wie vom Gesetzgeber gefordert hat auch die Wallbox ihren eigenen RCD bekommen, selbstverständlich auch nochmal eigene Leitungsschutzschalter. Zudem war auch noch ein neuer, schaltbarer Hager Klingeltransformator drin, der einerseits kompakter als der früher Verbaute ist, andererseits auch stromsparender als 80er Jahre Trafotechik arbeiten sollte. – Der komplette Umbau der Verteilung konnte dank guter Vorbereitung an einem einzigen Abend erfolgen, unter Einsatz von LED-Akkuscheinwerfern da das komplette Haus dafür kurzzeitig stromlos gemacht werden musste. Die technische Abnahme/Sicht- und Sicherheitsprüfung erfolgte durch meinen Bruder, der wie gesagt, gelernter Elektriker ist. – Die Anlage läuft nun bereits seit einigen Monaten zuverlässig und fehlerfrei. – Nur mein Elektroauto lässt noch auf sich warten… 😉